Die Wahl des Mediums ist für Künstler von entscheidender Bedeutung, da jedes Material spezifische Eigenschaften aufweist, die den Ausdruck und die Wirkung eines Werkes maßgeblich beeinflussen. Im Bereich der zeichnerischen Medien stellen Bleistift, Buntstift und Zeichenkohle drei fundamentale Werkzeuge dar, deren Charakteristika eine differenzierte Betrachtung verdienen. Der Bleistift, in seiner Variabilität von harten (H) bis weichen (B) Graden, zeichnet sich durch seine Präzision und Kontrollierbarkeit aus. Seine Graustufenpalette reicht von feinen, hellen Linien bis zu satten, tiefschwarzen Tönen, was eine immense Bandbreite an Schattierungen und Texturen ermöglicht. Die Fähigkeit, detaillierte und scharfe Kanten zu erzeugen, gepaart mit der Möglichkeit, Verläufe sanft zu verwischen, macht ihn zu einem äußerst vielseitigen Medium. Zudem ist er relativ sauber in der Handhabung und ermöglicht Korrekturen durch Radieren, was besonders in frühen Phasen eines Werkes von Vorteil ist.
Im Vergleich dazu bieten Buntstifte eine erweiterte Dimension durch die Einführung von Farbe. Ihre Pigmente sind in einer Wachs- oder Ölbasis gebunden, was zu einer geschmeidigen Anwendung führt und die Überlagerung von Farben (Lasieren) ermöglicht, um neue Farbtöne zu schaffen. Während sie eine lebendige und ausdrucksstarke Palette bieten, mangelt es ihnen oft an der extremen Dunkelheit und der feinen Detailgenauigkeit, die mit einem weichen Bleistift erzielt werden kann. Ihre Korrigierbarkeit ist ebenfalls eingeschränkter.
Die Zeichenkohle hingegen besticht durch ihre tiefschwarze Intensität und ihre raue, expressive Qualität. Sie ermöglicht eine schnelle Tonwertgebung und großflächige Schattierungen, was ihr eine dynamische und spontane Anmutung verleiht. Ihre Partikel sind lose und neigen dazu, zu schmieren, was zwar zum Verschmieren und Verblenden genutzt werden kann, aber auch eine geringere Präzision und Sauberkeit zur Folge hat. Die Korrekturmöglichkeiten sind hier ebenfalls limitiert, und die Fixierung ist unerlässlich, um das Werk zu schützen.
Für das Porträtzeichnen erweist sich der Bleistift in vielerlei Hinsicht als überlegen. Seine unerreichte Fähigkeit, feinste Nuancen und Texturen der Haut, des Haares und der Augen darzustellen, ist entscheidend, um die einzigartigen Merkmale und den Charakter eines Individu einzufangen. Die Präzision des Bleistifts erlaubt es, die feinen Linien von Falten, die Struktur der Iris oder die subtilen Schatten unter den Brauen akkurat wiederzugeben. Die Abstufungen von Hell nach Dunkel sind von größter Bedeutung, um Volumen und Form zu modellieren und die dreidimensionale Qualität eines Gesichts überzeugend zu vermitteln. Im Gegensatz zu Buntstiften, die eine zusätzliche Ebene der Farbwahl einführen, oder Kohle, deren Ausdruck oft zu grob für die feinen Details eines Porträts ist, bietet der Bleistift die ideale Balance aus Kontrolle, Detailgenauigkeit und tonaler Vielfalt. Diese Eigenschaften ermöglichen es dem Künstler, die Essenz der Persönlichkeit eines Porträtierten mit Subtilität und Tiefe zu erfassen.